Richtig Reiten

Richtig Longieren – 4 Hilfen die man nutzen kann

Was ist Longieren? Ein Pferd, dass kreisförmig an der Leine, der sogenannten Longe, läuft, bezeichnet das Longieren. Dabei steht der Longenführer in der Mitte des Kreises und hält dabei die Longe in der Hand, die in die Laufrichtung des Pferdes weist. Auch beim Longieren ist es möglich, ein Leistungsabzeichen zu bekommen. Aber was genau steckt eigentlich alles dahinter?

Ein Pferd richtig Longieren ist nicht so einfach, wie man denkt. Es ist für Pferde, die noch ungeübt oder jung sind noch schwierig richtig im Kreis zu laufen. Manche Pferde wehren sich sogar und versuchen wegzulaufen, denn sie kommen dabei mitunter aus dem Gleichgewicht. Daher ist es besonders wichtig, die Tiere ganz behutsam anzuführen an das Training. Pferde profitieren auch vom richtigen Training. Sie lernen dadurch das Gleichgewicht zu halten, die Muskulatur des Pferdes wird gestärkt und es trägt sich selbst auch besser. So können gezielt Muskelverspannungen abgebaut werden und das Pferd kann raumgreifendere Bewegungen ausführen und es wird automatisch entspannter und kann besser loslassen.

Auch der Trainer profitiert davon. Als Vorbereitung auf das Reiten mit einem jungen Pferd ist die Arbeit mit der Longe optimal. Auch für bereits gerittene Pferde lohnt sich das Training, denn das Longieren bietet sehr viel Abwechslung. Als Reiter kann man sein Pferd dabei gut beim Laufen beobachten, dies geht sonst beim reiten ja eher nicht. Es ist wichtig, auch als Reiter das Longieren richtig zu üben, genau wie das Reiten selbst. Denn falsches Longieren hat dann keine positiven Effekte mehr und kann dem Pferd sogar schaden.

Der Ablauf beim Longieren

Die ersten Reitstunden finden meist an der Longe statt. Das Longieren dient dazu, dass der Reiter sich vollkommen auf Sitz und Hilfen konzentrieren kann, während der Reitlehrer das Tier über die Longe kontrolliert im Kreis um sich herum führt. Auf diese Weise hat er auch den Reiter gut im Blick und kann Anweisungen und Korrekturen geben. Im Schritt werden zunächst einige Lockerungsübungen durchgeführt. Als Nächstes wird beim Longieren das Gleichgewicht des Reiters im Trab trainiert.

Die Hilfen spielen hier noch keine Rolle, der Reitlehrer treibt das Pferd verbal oder mit einem Peitschenknall (nicht -schlag) an und der Reiter kann in Ruhe seinen Rhythmus finden. Danach werden die Schenkelhilfen eingebaut und das Leichttraben (das rhythmische Entlasten des Pferderückens im Trab) geübt. Nach einigen Stunden folgt dann der erste Galopp. Wie schnell die Steigerung erfolgt, hängt dabei stark vom Reiter ab, ein guter Reitlehrer steigert die Schwierigkeit eher langsam und vermeidet Überforderungen oder unsichere Situationen.

longieren

In der Bahn

Wenn die Grundlagen von Sitz und Schenkelhilfen durch das Longieren gelegt sind, darf der Reiter selbstständig in der Halle oder auf dem Reitplatz reiten. Das Pferd wird, zunächst im Schritt, nach Anweisung des Lehrers durch die Bahn gelenkt. Dies erfolgt auf sogenannten Hufschlagfiguren, die der Reitlehrer vorgibt (z.B. Richtungswechsel oder das Reiten von Schlangenlinien). Die Hufschlagfiguren sind beim englischen Reiten festgelegt und werden in deutschen Westernreitschulen teilweise gleichlautend verwendet, die Begriffe sind schnell gelernt. Zu Beginn sind diese Figuren sehr einfach, mit der Zeit wird der Umfang erweitert. Im Schritt lernt der Reiter nun zunächst die richtige Haltung der Zügel und die ersten Zügelhilfen, bis er das Zusammenspiel von Sitz, Zügel- und Schenkelhilfe in allen Gangarten beherrscht.

Das Equipment – Was braucht man für die Arbeit an der Longe?

Das richtige Zubehör ist natürlich wichtig, um mit dem Longieren zu beginnen. Eine gute Longe, die einen Zirkelradius von 15 Meter bietet ist die richtige Wahl. Sie sollte einen Karabiner besitzen und eine Schlaufe haben. Um scharfe Kanten zu vermeidenden, macht sich eine Longe aus Baumwolle am besten. Dieselnd stabil und zuverlässig. Elastische Longen aus Nylon sind dies nicht und können daher schneller reißen. Auch eine Peitsche, die zum Austreiben des Pferdes benutzt wird ist wichtig, eine sogenannte Longierpeitsche. Wenn diese das Pferd in der Vorwärtsbewegung gerade noch so berührt, hat sie die richtige Länge. Und sie sollte leicht sein, denn sonst wird es schnell anstrengend für den Trainer.

Es ist immer von Vorteil, wenn man sich gute Handschuhe besorgt. Wenn das Pferd plötzlich mal einen Satz macht, und man keine Handschuhe trägt, kann es zu ernsthaften Brandverletzungen kommen, weil die Longe sich dann durch die Hand zieht. Kleidung, die nicht einschränkt und gute Schuhe sind immer ein Muss.

Auch die Ausrüstung des Pferdes sollte immer komplett sein. Gamaschen oder Bandagen als Beinschutz für dein Pferd sind sehr wichtig. Auch die richtige Zäumung ist ein wichtiger Aspekt. Bei der Räumung am Kappzaum gibt es kein Mundstück, die Longe wird dabei am Kinn oder Nasenbein eingehakt. Das ist schonender für das empfindliche Maul. Allerdings sollte man darauf achten, dass der Kappzaum richtig sitzt, damit er nicht scheuert. Ein Longierzubehör, bei dem man das Pferd nicht in eine gewünschte Stellung zwingt und mit dem man sein Pferd weich und geduldig longieren kann, ist dabei die beste Wahl.

Hilfen, die man nutzen kann

Bei der Longierarbeit gibt es die selben Hilfen und Aufgaben, wie bei der Arbeit mit dem Sattel. Für die verschiedenen Aufgaben, wie Stellung, Biegung, Durchparieren oder Gangartwechsel sollte man verschiedene Hilfen einsetzen. Es gibt insgesamt vier Stück:

  • Longenhilfe
  • Peitschenhilfe
  • Stimmhilfe
  • Hilfe durch Körpersprache

Die Longe

Sie ist eine Verbindung zwischen dem Pferd und die Hand, die sie hält. Eine zu harte oder steife Haltung der Longe sollte dabei vermieden werden. Ein ruckartiges Ziehen an der Longe verursacht beim Pferd Schmerzen und sollte unbedingt nicht umgesetzt werden. Die Longe sollte über den Zeigefinger herausgelassen und mit dem Daumen festgehalten werden. So kann man vermeiden, dass sie sich um die Hand wickelt und man kann sie bequem aufnehmen und herausgleiten lassen oder im Notfall auch mal fallen lassen. Wichtig ist auch, darauf zu achten, dass sie beim Arbeiten nicht verknotet.

Die Peitsche

Die Peitsche eignet sich als treibende Hilfe. Die Intensität kann man selbst dosieren, mal reicht es schon nur anzudeuten, dass man sie nutzt. Oder man kann das Pferd damit auch touchieren, dies wirkt verstärkt treibend. Sie dient als verlängerter Arm und darf natürlich nicht als „Prügelinstrument“ benutzt werden. Das Knallen oder zischen mit der Peitsche sollte stets vermieden werden.

Die Stimme

Ein wichtiger Part des Longierens sind Stimmhilfen. Die Betonung und Tiefe der Stimme ist hier wichtiger als die Lautstärke. Eine positive Bestärkung und die Möglichkeit das Pferd anzutreiben, erreicht man durch die richtige Tonlage und Schärfe der Befehle. Diese sollten auf jeden Fall deutlich und klar sein. Auch das Loben sollte man nicht vergessen, wenn das Pferd sich auf der Zirkellinie befindet. Eine permanente Beschallung sollte man vermeiden, denn sonst nimmt das Pferd es nicht mehr wahr und regiert nicht mehr entsprechend.

Die Körperhaltung

Es ist wichtig, stets Körperspannung zu bewahren und sich seiner Bewegungen im Longierzirkel bewusst zu sein. Bei der neutralen Grundstellung bewegt man sich parallel zur Schulter des Pferdes. Das Pferd wird langsamer, wenn man sich auf die Höhe seines Kopfes bewegt, denn es signalisiert dem Pferd, dass man es sich in den Weg stellt. Das Pferd wird sein Tempo beschleunigen, wenn man sich dagegen zurückfallen lässt und auf die Höhe seiner Kruppe kommt. Man sollte sich möglichst nur in einem kleinen Radius in der Kreismitte bewegen, sonst bringt man zu viel Unruhe rein und dies könnte den Erfolg des Trainings stören.

Der erste Geländeritt

Vor dem ersten Geländeritt sollten die Grundlagen des Reitens in der Bahn und an der Longe erlernt worden sein. Der Reiter muss in der Lage sein, das Pferd auch in unvorhersehbaren Situationen unter Kontrolle zu halten. Als Herdentier fühlt sich das Pferd in der Gruppe am wohlsten, für den ersten Geländeritt empfiehlt es ich daher, einen erfahrenen Reiter mit einem sicheren Pferd an der Spitze der Gruppe zu haben. In Reitschulen werden Geländeritte zu Beginn ohnehin nur unter Führung angeboten.

Tipps gegen Muskelkater

Beim Reiten werden Muskeln benutzt, die sonst kaum zum Einsatz kommen, entsprechend steif kann der Körper am nächsten Tag sein. Der Rat alteingesessener Reiter, direkt wieder aufs Pferd zu steigen, kann bei leichterem Muskelkater hilfreich sein, da die beanspruchten Muskeln bei langsamem Reiten wieder gelockert werden. Ohne Pferd kann man sich auch mit einem Gymnastikball behelfen. Leichte Dehnungsübungen wie Yoga, warme Bäder oder Duschen und sanfte Ölmassagen tun den beanspruchten Muskeln ebenfalls gut. Bei starkem Muskelkater können kühlende Gels oder gekühlte Pads den Schmerz lindern.

Dehnungsübungen und ein Aufwärmen des Körpers vor dem Reiten beugen dem schlimmsten Muskelkater vor. Nach einigen Reitstunden gewöhnen sich die Muskeln an die Beanspruchung und es tritt nur noch selten ein Muskelkater auf.

Eine Kunst für sich – Das Longieren von Pferden

Es ist wirklich eine Kunst alle vier Hilfen perfekt aufeinander so abzustimmen, dass das Pferd optimal longiert wird. Man steht dabei eben nicht nur in der Mitte und langweilt sich. Es ist harte Arbeit und es steckt viel Wissen dahinter. Man sollte immer daran denken, einen Handwechsel vorzunehmen, damit das Pferd in beide Richtungen gleich trainiert und belastet wird. Eine vernünftige Durchführung des Longierens ist wirklich wichtig, denn nur so kann man dem Pferd Abwechslung dabei bieten und es richtig fördern.

Die Arbeit an der Longe muss man auf das Alter, den Stand der Ausbildung des Pferdes und auch auf die Kondition des Pferdes passend abstimmen. Man sollte das Longieren also nicht unterschätzen, denn gehört einiges dazu. Wenn man aber weiss wie es geht, dann bieten sich zahlreiche Vorteile für das Pferd und dem Reiter.